Im April 1945 rollt die Front unaufhaltsam durch Deutschland - bald stehen britische Truppen kurz vor dem KZ Bergen - Belsen im heutigen Niedersachsen. Über sechstausend Häftlinge werden eilig in drei Züge gepfercht, um sie weiterhin in der Gewalt behalten zu können.
Einer dieser Züge stoppt nach tagelanger Irrfahrt in der Nähe von Magdeburg - die Überlebenden werden von amerikanischen truppen befreit, in der Heeresversuchsanstalt Hillersleben untergebracht und bis Juli 1945 dort versorgt.
Für über 140 Opfer des Holocaustes kommt diese Hilfe zu spät. Darunter ist der ungarische Jude Dr. Ungvári. Sein Sohn überlebt und besucht in der kommenden Woche zum ersten Mal seit 66 Jahren das Grab seines Vaters.
Die Schüler des internationalen Gymnasiums Pierre Trudeau haben sich schon im vergangenen Schulhalbjahr mit dem Zug befasst - und starten ihr neues Schuljahr mit einer Projektwoche, in der sie sich intensiv mit dem Thema beschäftigen wollen.
Den Auftakt bildete ein Besuch in Hillersleben - der inzwischen rekonstruierte Friedhof wurde den Schülern von Ortschronisten Keweloh gezeigt. Er lud auch Herrn Falta und Herrn Tschiche ein, die den Schülern interessante Informationen geben konnten.
So fragten die Schüler, wie damals die Unterkunft der gut 2.600 Menschen organisiert war oder wie die Einwohner von Hillersleben mit den neuen Nachbarn klarkamen. Die Antworten waren frei von jedem Pathos: Natürlich seien die Hillerslebener nicht erfreut gewesen, aus ihren Häusern heraus zu müssen - doch man müsse auch bedenken, wieviel Leid den Häftlingen angetan wurde. Und schließlich habe das Mitleid gegen den Hass gesiegt, erzählte Herr Falta.
Die Schüler nahmen das Gespräch auf Video auf und möchten ihre Ergebnisse später auf www.zeitzeugenberichten.de veröffentlichen.
Das Projekt wird gefördert durch "Zeitensprünge" von der Stiftung Demokratische Jugend.
Text: Philipp Schrage; Fotos: Volksbund