Meldungen aus dem Landesverband Sachsen-Anhalt
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„Den Opfern ihre Namen und Würde zurückgeben“

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Der 27. Januar ist anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 zum Holocaust-Gedenktag erklärt worden. Er soll an Millionen Menschen, die durch das nationalsozialistische Regime entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden, mahnend erinnern. An verschiedenen Orten in ganz Sachsen-Anhalt wurde am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Die Landesregierung hat am Mahnmal für das ehemalige KZ-Außenlager "MAGDA" in Magdeburg-Rothensee an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Schirmherr des Landesverbands Sachsen-Anhalt im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger, würdigte den Gedenktag als wichtigen Teil unserer Erinnerungs- und Gedenkkultur und rief dazu auf, jeder Gefahr der Wiederholung entgegenzuwirken. Der Landesvorsitzende und Landtagspräsident a. D., Dieter Steinecke, legte ein Kranz am Mahnmal nieder.

Der Vorsitzende des Kreisverbands Altmarkkreis-Salzwedel, Dr. Becker, beteiligte sich an der Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe, die mit einer Kranzniederlegung begann. Nach der Begrüßung durch Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher und einleitenden Worten von Gedenkstättenleiter Andreas Froese hielt Michael Ziche, Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, eine Gedenkrede. Nach einer Schweigeminute folgte ein Beitrag von Schülerinnen und Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Gardelegen.

Höhepunkt des Gedenktags war die Gedenkstunde, die vom Volksbund Sachsen-Anhalt, der Stadt Halle und der Gedenkstätte „Roter Ochse“ auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) abgehalten wurde. Im Mittelpunkt standen 200 „Friedensbänder“, welche die Jugendliche aus dem Projekt „Tagebuch der Gefühle“ auf dem Gräberfeld der „Vereinten Nationen“ angebracht haben. Das Besondere an diesem Gräberfeld ist, dass die 200 dort bestatteten Toten aus 18 Nationen, bei denen es sich größtenteils um Zwangsarbeiter handelte, zwar namentlich bekannt sind, ihre Namen bei der Gestaltung des Gräberfeldes jedoch nicht einbezogen worden sind. Lediglich die Herkunftsländer der Toten sind auf großen Gedenktafeln rund um das Massengrab aufgeführt. Die Jugendlichen haben die Namen auf Stoffbänder geschrieben und mit dieser Gedenkaktion den Toten „ihren Namen und Würde zurückgegeben“ wie es ein Teilnehmer des Projekts „Tagebuch der Gefühle“ passend beschrieb.

Die Gedenkstunde wurde von einem selbstverfassten Gedicht eröffnet. Anschließend hielten der Bürgermeister der Stadt, Egbert Geier, der Leiter der Gedenkstätte Roter Ochse, Michael Viebig, und der Landesvorsitzende des Volksbundes Sachsen-Anhalt, Dieter Steinecke, Gedenkreden.

Bürgermeister Egbert Geier zog Parallelen zur heutigen Zeit, in der Unsolidarität, Egoismus, Zwietracht und Antisemitismus wieder aufblühen. Geier wies darauf hin, dass mit Blick auf den Nationalsozialismus nur noch wenige Menschen aus jener “dunklen Zeit” berichten können. Denn nach und nach sterben die letzten Überlebenden weg. “Bald schon gibt es keine Zeitzeugen mehr. Es droht die Gefahr, dass Zusammenhänge verloren gehen, dass Geschichten als Märchen abgetan werden.” Doch das Engagement der jungen Leute in Halle mit ihrem Projekt “Tagebuch der Gefühlen” gebe ihm Hoffnung und Zuversicht, so Geier. Es setze ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung. Wie real die Gefahr noch immer sei, habe man in Halle bei dem Anschlag auf die Synagoge am 9. Oktober 2019 schmerzlich erfahren müssen.

Michael Viebig von der Gedenkstätte Rote Ochse wies darauf hin, dass es in der Zeit des Nationalsozialismus auf dem Gebiet der Stadt Halle 150 Zwangsarbeiterlager gegeben hat. “Und überall dort sind Menschen gestorben, sind umgebracht worden”, so Viebig. Der Vorsitzende des Landesverbands Sachsen-Anhalt, Dieter Steinecke, sagte, “die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel schmerzt uns immer noch.” Die heutigen Generationen tragen zwar keine direkte Schuld, “aber wir dürfen uns nicht dem Erbe dieser Schuld entziehen.” Friedhöfe und Gedenkstätten müssten zu Lernorten umgestaltet werden, um aus den Geschehnissen der Weltkriege zu lernen. “In einer Zeit, in der Nationalismus, Antisemitismus, Extremismus zu neuen Spaltungen führen könne, ist unsere gemeinsame Friedensarbeit von unschätzbarem Wert. Demokratie und Frieden brauchen Mut. Und der Mut lohnt sich. Er schafft die Grundlage für ein menschenwürdiges Leben. Ein Frieden in Recht und Freiheit.” Die Kriegsgräberstätten auf der Welt würden zeigen, was auf dem Spiel stehe.

Ein weiteres selbstverfasstes Gedicht sowie die Kranzniederlegung mit anschließender Schweigeminute schlossen die Veranstaltung.

Die Gedenkstunde wurde umrahmt vom berührenden Gesang einer weiteren Teilnehmerin des Projekts „Tagebuch der Gefühle“.

 

Eindrücke von den Gedenkveranstaltungen

Videoausschnitt Gertraudenfriedhof

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